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LOWRIDER

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Der aus „Grip – Das Motormagazin“ bekannte TV-Moderator und Motoraver-Chef Helge Thomsen ist seit vielen Jahren mit dem US-Car-Virus infiziert. Hier schreibt er in seiner satirischen Kolumne auf humorvolle Weise über die verschiedenen Facetten unseres Hobbys. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Begebenheiten sind dabei durchaus beabsichtigt. Diesmal geht es um Lowrider.

Ist das Kunst oder fährt das weg?

Die Langeweile in mexikanischen Vorstädten muss verdammt groß gewesen sein, irgendwann im letzten Jahrhundert. Die Halbstarken hingen bei Tequila und Corona auf der Veranda ihrer Holzhütte ab und beobachteten die Amischlitten, die den ganzen Tag die staubige Dorfstraße auf und ab fuhren. Der Mexikaner an sich setzte auf Fullsize, somit dominierten die günstigen Chevy Impalas die flimmernden Straßen. Von der Sonne verbrannt und vom harten Alltag verbeult, dienten sie der reinen Fortbewegung für die Großfamilie. Image und Prestige? Fehlanzeige.

Wenn die Jungs abends mit ihren abgerockten Verbrauchtwagen ihre Mädchen zum Tanzen ausführen wollten, fingen natürlich die Probleme an. Die heißen Chicas gingen nur extrem customizt aus dem Haus und sollten nun in so eine Schrottkarre steigen? Die Lust, mit diesem Eimer zum Dancefloor chauffiert zu werden, verschwand ebenso schnell wie die Aussicht auf einen Superstich auf der durchgefurzten Sitzbank. Weil die Mexikaner aber nicht nur gute Schrauber, sondern auch kreative Typen sind, fingen sie an, die Familienkutsche in ein Kunstobjekt allererster Kajüte zu verwandeln. Während die benachbarten Kalifornier bereits mit einer Zweifarblackierung, verchromten Cragar-Felgen und hochgelegter Hinterachse an die Grenze ihrer kreativen Fähigkeiten kamen, legten die Mexikaner jetzt erst richtig los.

Statt ordinären Hi-Jackers verbauten die Jungs ausrangierte Hydraulikstempel an allen vier Rädern und stapelten Kompressor, Pumpen und ein Dutzend Batterien in den umfunktionierten Kofferraum. Mit der selbstgebauten Fernbedienung mutierte das misshandelte Ex-Alltagsauto zu einer neuen Spezies: dem Lowrider. Damit die Chicas aber artgerecht chauffiert werden konnten, verwandelten die Künstler die glattgezogene Karosserie in einen mehrfarbigen Metalflake-Traum und die funktional-langweilige Fahrgastzelle in ein amtliches Fünf-Sterne-Wohnzimmer. Einmal in die drehbaren Plüschsessel gefallen, musste die Fuhre natürlich auch fahrbar sein. „For show and to go!“ ‒ Die staubigen Dorfstraßen wurden zum Dancefloor, und mit den Chicas ging endlich auch alles klar. Ein Hoch auf die Kunst!

„For show and to go!” ‒ Die Straßen werden zum Dancefloor.

„For show and to go!” ‒ Die Straßen werden zum Dancefloor.

 

Kunst auf 4 Rädern. Lowrider-Wohnzimmer.

Kunst auf 4 Rädern. Lowrider-Wohnzimmer.

 

 


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