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VELOCITY

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57er Chevy 210 Handyman * Henrik Holle, Wien, Österreich

Von Andy Hajenski, Fotos: Martin Riedmann, lucky8.at

Die berühmten Tri-Chevys oder Tri-Five, die Modelle von 1955 bis 57, gehören zu den beliebtesten und bekanntesten Amis überhaupt, vor allem natürlich die Cabrios und Coupés, aber auch der „Edelkombi“ Nomad. Dadurch sind die „normalen“ Kombis etwas in den Hintergrund gerückt. Aber auch da gibt es durchaus interessante Exemplare.

Im Jahr 1957 geht es turbulent zu in den USA, es ist eine Zeit des Umbruchs. „All Shook Up“, der Song von Elvis Presley, trifft genau den Zeitgeist. Bei seinem dritten Auftritt in der Ed Sullivan Show wird er nur von der Hüfte aufwärts gezeigt, seine Bewegungen sind den Verantwortlichen zu obszön … Die Wham-O Company produziert das erste Frisbee, Toyota exportiert die ersten Autos in die USA, Dwight D. Eisenhower wird für eine zweite Amtszeit zum Präsidenten gewählt, unter seiner Regie wird es Ende des Jahres die erste richtige Rezession nach dem Krieg geben. Der Ku Klux Klan ermordet, ungestraft, den schwarzen Lastwagenfahrer Willie Edwards, Allen Ginsbergs Gedicht „Howl“ wird als obszön beschlagnahmt, der erste Versuch der USA, einen Satelliten ins All zu schießen, endet mit einer Explosion auf der Startrampe, die Sowjets testen dagegen erfolgreich eine Langstreckenrakete. Der „Kalte Krieg“ ist in vollem Gang und die USA verlieren das „space race“, als die Russen im Oktober mit dem Sputnik den ersten Satelliten ins All schießen, erst im Januar 58 schaffen es die USA nachzuziehen.

Rückblende, 28.10.1954: Die neuen Chevys für das 55er-Modelljahr werden vorgestellt. Und die sind wirklich neu! Über Nacht war Schluss mit dem Hutträger- und Oma-Image. „The hot one“ zielte auch auf die Jugend. Jetzt bot man moderne, sportliche Autos an, bei denen das Fahrvergnügen im Vordergrund stand. Sie waren auch Ausdruck der neuen Zeit, die Nachkriegs-Ära war endgültig vorbei, die Wirtschaft boomte, alles sah optimistisch in die Zukunft. Alles war bunt, hell und klar. Die Pontonformen der 49er bis 54er Modelle waren geraden, glatten Linien mit einem leichten „Hüftschwung“ gewichen. Erstmals gab es bei Chevrolet auch die schon 1951 im LeSabre, dem berühmten „Dream Car“, vorgestellte, um die Ecke herumgezogene Panoramascheibe. Sie sollte zum Inbegriff des „50s’-Style“ werden – eine ganze Generation von Autofahrern hat sie dank gestoßener Knie in bleibender Erinnerung behalten.

Carl Renner war der Hauptverantwortliche für das Styling der neuen Chevys, natürlich unter der Aufsicht des legendären Obergurus Harley Earl. Dabei lehnte man sich an die großen Cadillacs an und schuf erstmals den „big car look“ auch in der Unterklasse. „Blue-ribbon beauty, that’s stealing the thunder from the high-priced cars!”, warb man unverblümt. Aber nicht nur die Optik, sondern auch die komplette Technik war neu: der moderne X-Rahmen, die leichte Vorderachse mit Kugelköpfen statt der alten Achsschenkel, genau wie die Banjo-Hinterachse mit offener Kardanwelle statt der alten „torque tube“. Aber die größte Sensation war natürlich der Motor, der erste V8 bei Chevrolet seit 35 Jahren. Der Erzrivale Ford hatte schon 1932 mit einem V8 vorgelegt, 1954 war dort der alte Flathead sogar von einem OHV-V8 abgelöst worden. Aber das war jetzt Schnee von gestern. Das hier war DER Motor. Bis 1997, also über 40 Jahre, sollte er im Programm bleiben, ehe er von der neuen LS-Generation abgelöst wurde, und man kann ihn heute noch neu, in allen möglichen Ausführungen, kaufen. Der mit weitem Abstand meistgebaute Motor aller Zeiten! Wie sagte man jahrzehntelang? „Wenn der wirklich mal kaputtgeht, kann man im nächsten Drugstore alle Teile kaufen.“ Ich liebe diesen Satz! …

Mehr im Street Magazine Nr. 3-2019!

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Der 57er Chevy ist einfach ein Klassiker
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Sieht auf den ersten Blick aus wie ein Bel Air Handyman, den es aber gar nicht gab
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Der Tacho wurde an die Höchstgeschwindigkeit von 194 km/h angepasst

Der Beitrag VELOCITY erschien zuerst auf Street-Magazine.


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