57er Cadillac Series 62 Eldorado Seville Coupe * Marie & Diter Kontny, Aldenhoven, Nordrhein-Westfalen
Von Armin Kußler, Fotos: Dejan Marinkovic, americanmuscle.de
Die Cadillac Eldorado Seville Coupes des Jahrgangs 1957 galten schon zu ihrer Zeit als sehr exklusive Fahrzeuge. Das lag nicht nur an ihrer hohen Position in der Modellhierarchie der GM-Premiummarke und am recht stolzen Preis, sondern auch daran, dass bis zum Ende des Modelljahres gerade einmal 2.100 Einheiten davon die Montagebänder verlassen hatten. Nur die wenigsten jener edlen Cadillac-Coupés dürften sich heute allerdings in einem noch besseren Zustand befinden als das hier vorgestellte. Denn den darf man als geradezu sensationell bezeichnen!
Wenn irgendwo von einem klassischen Cadillac die Rede ist, dann geht es mit recht großer Wahrscheinlichkeit um einen „Eldorado“. Zwar hat die im Jahr 1902 von Henry Martyn Leland gegründete Automarke, die bereits seit 1909 zum General-Motors-Konzern gehört, im Laufe der letzten 116 Jahre viele verschiedene Fahrzeugmodelle angeboten. Aber die in mehreren Generationen und Bauformen gefertigten Eldorados sind darunter zweifellos die mit Abstand bekanntesten. Als Cadillac 1952 anlässlich seines 50-jährigen Bestehens ein „El Dorado Golden Anniversary“ genanntes Concept Car schuf, war eine Serienfertigung allerdings noch keine fest beschlossene Sache. Die Idee zu dem Namen für jenes Jubiläums-Konzeptfahrzeug schreibt man im Übrigen einer Frau zu: Cadillac startete seinerzeit nämlich einen internen Wettbewerb zur Namensfindung, und Mary-Ann Marini, eine Sekretärin der Werbeabteilung der GM-Premiummarke, ging daraus als Siegerin hervor. „El Dorado“ ging dabei auf das mythische Goldland „Eldorado“ zurück, welches die spanischen Eroberer einst im heutigen Kolumbien im Norden Südamerikas zu finden hofften.
Ursprünglich hatten die Ureinwohner jenes Gebietes jedoch lediglich von einem Stammeshäuptling der Muisca-Indianer berichtet, der seinen Körper gänzlich mit Goldstaub bedeckt haben soll, um diesen dann als Opfergabe im Guatavita-See, der in über 3.000 Metern Höhe in den Bergen nordöstlich der heutigen kolumbianischen Hauptstadt Bogotá liegt, abzuwaschen, wobei jenes Gold auf den Grund des Sees gesunken sein soll. Weil anfangs eben nur von einem einzelnen Mann die Rede war, sprach man im Spanischen auch zunächst vom „El Hombre Dorado“ , was so viel bedeutet wie „der goldene Mann“, und erst später in der Kurzform von „El Dorado“, was wiederum „der Goldene“ bedeutet. Allmählich hatte man den Mythos dann so weit aufgebauscht, dass auch mal von einer goldenen Stadt, mal von einem goldenen Königreich und letzten Endes sogar von einem goldenen Imperium gesprochen wurde, welches man dann zusammengeschrieben als „Eldorado“ bezeichnete. Welcher Name hätte angesichts dessen für ein eigens anlässlich des goldenen Jubiläums von Cadillac geschaffenes Concept Car also passender sein können als „El Dorado“?
Zum Modelljahr 1953 startete dann aber doch die Serienherstellung eines auf dem Konzeptfahrzeug von 1952 basierenden „Eldorado“-Cabrios (hier schließlich ebenfalls zusammengeschrieben), welches wiederum auf dem Cadillac der Serie 62 basierte. Die 53er-Serienmodelle wiesen dabei nicht nur die flachere und elegantere Karosserieform des Concept Cars auf, sie waren – bis auf eine zusätzlich bestellbare GM-„Frigidaire“-Klimaanlage und Speichenräder – auch schon ab Werk mit allerlei Komforthilfen und anderen Luxusmerkmalen gesegnet, die es bei vielen anderen Autos jener Zeit noch nicht einmal optional gab. Allerdings kostete solch ein Eldorado mit stolzen 7.750 $ auch mehr als doppelt so viel wie ein reguläres Convertible der Serie 62 in der Basisausstattung. Schon deswegen wurden vom ersten Eldorado-Serienmodell im Jahrgang 1953 auch gerade mal 532 Einheiten abgesetzt. Bekannt wurden jene frühen Eldorados im Übrigen auch dadurch, dass während der Parade zu dessen Amtseinführung als Präsident der Vereinigten Staaten im Jahr 1953 Dwight David „Ike“ Eisenhower in einem Cadillac dieses Typs chauffiert wurde…
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